Kreta 2011

 

Eine WoMo-Rundreise im westlichen Teil der Insel

 

mit Schwerpunkt am libyschen Meer

 

v. 03.06. – 02.07. 2011

 

 

 

 

Eine zeitlang stand dieser Urlaub auf der Kippe. Bei Monika hieß es zunächst immer nur: „Mein Chef genehmigt mir keine vier Wochen Urlaub mehr“. Er hat dies nach Rückkehr im letzten Jahr eindeutig von sich gegeben. Nun was machen? Kreta soll noch einmal unser diesjähriges Ziel sein, dann nun zum dritten Mal in Folge. Die Tickets für Camping an Bord nach Griechenland, gerade jetzt im Juni, wenn dann die Pfingstferien beginnen, muss man bereits im Januar buchen und das haben wir dann auch rechtzeitig getan. 810 Euro kostet die Passage dieses Jahr mit der Minoan Line ab Venedig bis Heraklion und zurück für zwei Personen mit einem sechs Meter langen WoMo. Was machen, wenn’s tatsächlich nichts wird mit vier Wochen Urlaub? Zweieinhalb oder drei Wochen nach Kreta lohnt sich meiner Meinung nach nicht. – Abwarten - Ende März/Anfang April bestand dann Gott sei Dank Klarheit. Monika’s Chef hat den Urlaub genehmigt und am 03. Juni 2011, gegen 10.15 Uhr, verlassen wir Waldkirch, um auf der bereits bekannten, schnellsten Strecke Gotthard/Mailand den Campingplatz Fusina in Venedig anzusteuern. Wie schon die letzten beiden Jahre wollen wir hier stressfrei auf unsere Fähre, die am 04.06., um 17.00 Uhr, in Venedig startet, warten.

Es läuft dieses Jahr wie geschmiert; obwohl wieder leicht verfahren Richtung Fusina sind wir gegen 18.30 Uhr am Platz, der schon sehr gut ausgelastet ist mit Urlaubern, die von hier aus problemlos mit einem Boots-Taxi für ca. 8 Euro (hin-und zurück) den Markus-Platz ansteuern können. Trotzdem finden wir auf einer Wiese unter Tamarisken mit Meerblick ein herrliches Plätzchen und der Urlaub kann beginnen und er wird eingeläutet mit einem Rothaus - Tannenzäpfchen. Die Preise hier am Camping sind wie vergangenes Jahr nicht billig. Wir berappen 31 Euro, aber ein Stellplatz in Hafennähe kostet auch um die 20 Euro und man steht dort nicht unter schattenspendenden Tamarisken auf grüner Wiese.

Urlaubsbeginn am CP Fusina
Urlaubsbeginn am CP Fusina

Wir hatten auf der Fahrt hierher durch die Schweiz zunächst Sonne, dann leicht trübes Wetter; ähnlich war es im Tessin und zwischen Gardasee und Venedig gab’s heute Nachmittag dann auch schon mal einen kurzen Schauer. Jetzt, am Abend, herrschen sommerliche Temperaturen.

Die Pizza für heute Abend holen wir uns hierher an unseren schönen Platz, dazu eine Flasche Vino Nobile, ein trockener Roter aus der Toscana. Mit zunehmender Dämmerung kommen dann leider auch wie schon im letzten Jahr die Schnaken wieder. Die Nacht verläuft ruhig mit einer Unterbrechung. Gegen 03.00 Uhr werden wir geweckt mit lauter Musik von einem Partyschiff, was in der Lagune eine Runde dreht.

Herrliches Wetter am Samstag. Nach dem Frühstück gibt’s eine kleine Radel-Runde durch dieses überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gebiet hinter dem Meer entlang verschiedener Kanäle, wo überall die Boote eingelassen werden. Heute, am Samstag, herrscht überall Hochbetrieb. Wir sind rechtzeitig zurück, um dann kurz vor 14.00 Uhr zum Fährhafen zu fahren. Obligatorisches Einchecken und schon geht’s auf’s Schiff und noch vor 15.00 Uhr haben wir uns eingefunden auf dem Camperdeck der Olympic Palace und die ersten Kontakte mit anderen Campern nach dem Motto „wohin geht’s auf Griechenland“ werden geknüpft. Wir treffen auf ein österreichisches Ehepaar und siehe da, auch ihr Ziel ist Kreta. Ich denke, wir werden diese Camper spätestens auf der Überfahrt nach Heraklion wieder treffen. Ganz in unserer Nähe steht auch ein Paar mit einem Landrover-Ausbau. Er erzählt uns, dass man gerade aus Ägypten zurückgekommen sei und nun geht’s zunächst einmal für zwei, drei Monate nach Griechenland. Auch Kreta sei auf dem Programm. Er sei mit 60 aus dem Beruf ausgestiegen, war zuvor als Zeitungsreporter tätig und nun gönne man sich zunächst einmal ein ganzes Jahr Auszeit und lebe eigentlich dauernd im WoMo.

Nicht schlecht, vielleicht machen wir’s in zwei, drei Jahren mal ähnlich. Die Überfahrt verläuft sehr ruhig. Am Samstagabend gibt’s obligatorisch das letzte Spargelessen 2011. Am Sonntagabend, pünktlich gegen 20.00 Uhr, sind wir planmäßig im Hafen von Igoumenitsa sehen viele Camper am Drepano Beach und unsere Schiffsreise endet am Montagmorgen, kurz vor 05.00 Uhr, im Hafen von Patras. Wie jedes Jahr ärgere ich mich über die 7,80 Euro Mautgebühr für diese fast durchgängige Baustellen-Straße am Golf von Korinth entlang. Ich denke nicht, dass wir es noch erleben, wenn diese Straße mal fertig ist. Pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 06.00 Uhr sind wir am Strand von Diakofto. Ein erstes Bad im schon erstaunlich warmen Wasser des korinthischen Golfes und dann geht’s noch mal für zwei Stunden ins Bett. Es wird wohl ein recht warmer Tag. Bereits auf der Anfahrt in Patras 24 Grad. Hier am Kiesstrand in Diakofto, ungefähr 10 Wohnmobile. Die Bedingungen hier wie die Jahre zuvor - zwei Süßwasserduschen und ein herrlicher Blick über den Golf auf das Parnasgebirge. - Hier werden wir uns Heute verweilen bis es Zeit wird , zum Fährhafen in Athen-Piräus aufzubrechen, wo das Schiff nach Heraklion hoffentlich auf uns wartet. Die Fahrräder bleiben auf dem Fahrradträger. Für heute ist zunächst einmal nur Baden angesagt.

Auf so einem Stellplatz hat man immer wieder nette Gespräche unter Campern, man tauscht sich aus und für uns natürlich die erste Frage: „Wo kommt ihr her? Wo war’s besonders schön?“ In dem Zusammenhang nun unser heutigen Highlight getreu nach dem Motto: „Ach wie klein ist doch die Welt“.

 

Nachmittags kommt ein junges Pärchen angefahren mit irischem Kennzeichen. Wir kommen ins Gespräch und erfahren von ihnen, dass sie erst heute von Kreta wieder zurück auf’s Festland gekommen sind. Nachdem sie von mir hören, dass wir heute Abend auf’s gleiche Schiff gehen, kommt sofort der Hinweis, ihr müsst unbedingt nach Paleochora. Dort ist es besonders schön. Wir waren ja selbst vor zwei Jahren in dieser Ecke im Südwesten und ich konnte dies insofern nur bestätigen. Im weiteren Gespräch fragt mich der Ire, ob dieses WoMo mit EM-Kennzeichen zu uns gehört, um dann gleich zu bemerken, dass er Emmendingen kennt. Es stellte sich dann heraus, dass er zwei Jahre in Freiburg gelebt hat. Zuvor hat er in Denzlingen gewohnt und für zwei, drei Monate auch bei einer Renate IMBERY in Waldkirch, wo wir wohnen. Er meint dann auch, er hätte noch ein Souvenir aus dieser Zeit und holt plötzlich ein Kennzeichenschild hervor mit EM und meint dazu, er hätte vor vier Jahren sein in Emmendingen zugelassenes Auto nach Kreta ausgeführt und dort verkauft und dieses Kennzeichen habe er seither als Erinnerung an Emmendingen. Die E-Mail-Adressen werden ausgetauscht und sollten wir mal WoMo-Urlaub in Irland machen, haben wir nun schon eine erste Anlaufstelle. Irland sei wunderschön, nur etwas viel Regen. Es war eine wirklich herzliche Unterhaltung und wir müssen nun in Paleochora verschiedene Menschen von Vic, so heißt dieser junge Ire, grüßen und natürlich auch Frau IMBERY aus Waldkirch.

 

Um nicht in zeitlichen Druck zu gelangen, fahren wir noch vor 17.00 Uhr los in Richtung Piräus. Wir kommen problemlos im Hafen von Piräus an – beim dritten Mal kennt man sich halt etwas besser aus – und treffen hier wieder auf die Österreicher, die, wie wir, die nächsten Wochen auf Kreta verbringen wollen. Gegen 20.00 Uhr geht’s auf das Schiff und bei wiederum herrlicher Abendstimmung genießen wir auf dem Oberdeck eine Flasche Vino Nobile, Anschließend gibt’s noch nette Gespräche mit den Österreichern und gegen 24.00 Uhr machen wir es uns, so gut es geht, bequem hinter der letzten Sitzreihe im Pullmannsitz-Raum. Wir haben schon besser geschlafen, aber man will nicht klagen und nimmt einiges auf sich, um nach Kreta zu kommen. Pünktlich um 06.00 Uhr legt die Fähre in Heraklion an. Das Ausschiffen geht recht flott von statten und auf der sehr gut ausgebauten Straße geht’s nun quer durch die Insel ans libysche Meer und nach dem Einkauf von frischem Weißbrot in der Bäckerei in Pizidia bin ich schon gegen 08.00 Uhr zu einem ersten Bad im schon recht gut aufgeheizten libyschen Meer. Prächtiges Wetter am Comos-Beach. Wie bereits die beiden Jahre zuvor steht immer an der gleichen Stelle der Franzose, der offensichtlich hier jedes Jahr den Sommer verbringt. Ein weiterer deutscher Camper steht hier, dessen Urlaub nach vier Wochen zu Ende geht. Außer einem Gewitter hätte es die ganze Zeit nie geregnet, immer schönes Wetter.

Gestern Abend telefonierte ich mit einem Camper vom Kaiserstuhl. Mit ihm und seiner Frau sind wir aufgrund meiner bisherigen Griechenland-Reiseberichte in Kontakt gekommen. Ich erfahre, dass die Beiden gerade in Paleochora auf einem CP sind und man morgen durch die Samaria-Schlucht wandern möchte.. Er sei vor kurzem hier am Comos-Beach unerwünscht gewesen. Kein Camping, man solle auf den Campingplatz in Matala gehen, sei ihm gesagt worden. Schauen wir mal, wie’s uns ergeht. Am Strand sind Liegestühle und Sonnenschirme bereits aufgestellt. Dusche funktioniert, ein WC ist vorhanden. Der Urlaub auf Kreta kann beginnen.

 

Nachmittags die erste Radelausfahrt hoch zu der uns bereits bestens bekannten Aussichtstaverne Mystical - View. Vom Wirt werde ich begrüßt mit: „Schon lange nicht mehr gesehen“. Es ist hier alles noch beim alten. Momentan noch recht wenig los. Gegen Abend kommen Evangelia und Alfons KERN, die Kollnauer aus TImbaki , zu Besuch. Zur Begrüßung gibt’s zur Freude von Evangelia heimischen Sekt. Anschließend geht’s in diese bereits erwähnte Taverne, wo es, wie schon die Jahre zuvor, ein Fischmenü für zwei Personen zum Preis von 28 Euro gibt. Wir sitzen anschließend noch bis gegen Mitternacht vor unserem WoMo. Evangelia wird wiederum das Olivenölgeschäft für uns einfädeln. Wir verbringen eine erste Nacht am libyschen Meer in fast absoluter Ruhe, lediglich gegen Morgen machen ein paar Schnaken auf sich aufmerksam.

 

Mittwoch, d. 08.06.2011

 

Die Zeit am Comos Beach ist bereits wieder vorbei. Uns zieht’s weiter. Wir wollen Aris Petrakis in Lentas einen Besuch abstatten, zuvor jedoch noch etwas sportlich sein. Wir fahren durch die Olivenhaine der Messara-Ebene durch mehrere kleine Dörfer Richtung Vagionia. Im Dorf zuvor in Vasiliki haben wir eine hervorragende Wasserstelle entdeckt. Mit einer zunächst einmal ins Auge gefassten Wanderung hoch zum Kofinas wird’s auf Grund der doch schon recht warmen Temperaturen nichts, aber wir wollen von Loukia diese acht Kilometer Serpentinenstraße hoch nach Kapetaniana, einem kleinen Dorf und dem Ausgangspunkt für die eigentliche Bergwanderung hochradeln. Diese Serpentinenstraße stellt sich als sehr steil heraus. Monika tut sich nicht die ganze Strecke an. Ich fahre hoch bis zum fast ausgestorbenen Bergdorf. Zuletzt herrliche Blicke auf das libysche Meer und von hier oben kann man den Weg Richtung Lentas bereits erahnen.

Es geht auf gleichem Weg zurück und bereits um 14.00 Uhr sind wir bei Aris Petrakis und bekommen zwischen seiner und der Taverne seines Cousin nebenan einen hervorragenden Stellplatz unter einer riesengroßen Tamariske und wir haben hier den Schatten, den man bei diesen Temperaturen als WoMo-Camper dringend benötigt.

Das Wasser bereits badewarm. Der Nachmittag vergeht mit Baden, Schnorcheln und so langsam kommt richtig Hunger auf für’s erste Menü in Aris’s Taverne. Die Preise und das Angebot auf seiner Speisekarte ähnlich wie im vergangenen Jahr; für ca. 30 Euro gibt’s Essen und Trinken satt und den Absacker genehmigen wir uns bei seinem Cousin in der Nachbartaverne. Auch hier sind wir die letzten Gäste; der Tavernen-Wirt holt sein Pferd aus dem Stall; er führt es in die Taverne zur allabendlichen Pflege und wir erleben zum ersten Mal, wie ein kretischer Gaul eine eisgekühlte Cola als Nachtmahl serviert bekommt. Ich war bislang der Meinung, dass Pferde nur Wasser trinken.

 

Donnerstag, d. 09.06.2011

 

Nach ruhiger Nacht beginnt der Tag mit einer Schwimmeinlage im libyschen Meer und nach dem Frühstück steht als kleine sportliche Einlage eine Radtour auf dem Programm. Auf der Asphaltpiste, mit nicht so steilen Passagen wie am gestrigen Tag geht’s über acht Kilometer hoch nach Krotos, 400 m über dem Meer gelegen. Wir treffen dort auf einen deutschen Aussteiger, der seit sechs Jahren hier lebt. Er bezeichnet sich als Künstler, der gelegentlich eines seiner Bilder auf dem Markt an den Mann bringt. Er ist Komponist und verkauft gelegentlich Musikstücke, lebt aber hauptsächlich davon, dass er als „Wahrsager“ den Menschen, die ihn anrufen, die Karten liest. Dies läuft über Internet über einen Server, den er in Deutschland platziert hat und davon kann er hier die Miete für sein Haus in Krotos (ca. 300 Euro) bezahlen. Für Kranken- und Rentenversicherung bleibt kein Geld, aber er meint, mit diesem Risiko kann er leben. Wir werden von ihm zum Kaffee eingeladen und erfahren einiges über diese Region, die er nun schon seit sechs Jahren kennt. Auf der Rückfahrt über eine Schotterpiste vorbei am Hafen von Loutra beginnt’s leicht zu regnen und auch nachmittags hier am Strand bei Aris kommt gelegentlich ein Tropfen vom Himmel gefallen, aber es ist eigentlich unangenehm schwülwarm. Erst am Abend verschwinden die Wolken; die Luft wird wieder klar und diese Störung von Afrika kommend scheint vorüber zu sein. Kochen in unserem WoMo ist derzeit kein Thema; bei Aris wird zu Abend gegessen und nach einer Runde Raki auf Kosten des Wirtes geht der dritte Urlaubstag auf Kreta recht entspannt zu Ende. Morgen wollen wir dieses lauschige Plätzchen verlassen, um unsere Tour am libyschen Meer entlang Richtung Westen fortzusetzen.

 

Freitag, d. 10.06.2011

 

 

Der Wetterbericht hatte nicht zuviel versprochen. Uns erwartet ein klarer Morgen, wie er nicht schöner sein kann. Beim Baden vor dem Frühstück etwas Wellengang, aber kein Problem. Nach herzlicher Verabschiedung von Aris geht’s zunächst wieder über den Berg Richtung Messara-Ebene und in Anbetracht der aktuell wohl stabilen Hochdruckwetterlage mit wenig Gewitterneigung wird das weitere Programm neu bestimmt. Nicht wie ursprünglich angedacht zum Schluss unserer Kreta-Rundreise wollen wir schon jetzt den Timius Stavros, den höchsten Berg im Psiloritis-Massiv mit ca. 2.500 m der höchste Berg Kretas, in Angriff nehmen. Deshalb wieder zurück Richtung Heraklion und von dort dann über Tilissos, Anogia, Richtung Nida-Hochebene. Schon auf der Anfahrt Richtung Anogia erleben wir eine Blütenpracht, wie wir sie uns so für diese Jahreszeit eigentlich nicht mehr vorgestellt haben. Dieses kretische Bergdorf Anogia, bestehend aus Ober- und Unterstadt, ist nicht nur bekannt durch die handgemachten Stickereien, die einem hier überall angeboten werden, teilweise gar recht aufdringlich, so dass auch Monika nicht widerstehen kann und eine gehäkelte Tischdecke im Wert von 20 Euro kauft. Dieses Anogia hat auch eine äußerst bedrückende Vergangenheit im Zusammenhang mit der Besetzung Kretas durch die deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.

Zur Strafe, weil ein deutscher Soldat durch Partisanen umgebracht wurde und Anogia eine Rolle im Zusammenhang mit der Entführung des deutschen Generales KREIPE gespielt hat, wurde damals das gesamte Dorf niedergebrannt und die Kreter, die nicht rechtzeitig flüchten konnten oder aber alt und gebrechlich waren, wurden umgebracht oder aber verbrannten jämmerlich. Man sieht überall in diesem Dorf entsprechende Mahnmale und dieser von der deutschen Wehrmacht hervorgebrachte Befehl, im Zusammenhang mit der Niederbrennung des Dorfes, ist in deutscher Sprache an einem öffentlichen Platz für alle sichtbar in Stein gehauen.

Wir genehmigen uns in einem Straßencafe einen Frappe und werden bedient von einem Kreter, der etwas deutsch spricht, uns einiges über die Geschichte dieses Dorfes erzählen kann und es stellt sich heraus, dass er früher in Deutschland gearbeitet und auch unser badisches Herbolzheim sehr gut kannte. Sein Sohn heiratet am 26. Juni in Heraklion. Es soll ein Fest mit ungefähr 2.000 Gästen geben und wir sind von ihm schon einmal dazu eingeladen, aber wahrscheinlich werden wir an diesem Tag nicht in Heraklion sein – schade.

 

Am späten Nachmittag nehmen wir die recht gute Asphaltstraße von Anogia hoch zur Nida-Hochebene in Angriff. Es sind dies ca. 20 Kilometer durch einsamste kretische Bergwelt hindurch. Die einzigen Lebewesen, die wir zu Gesicht bekommen, sind Ziegen und Schafe. Die Asphaltstraße endet am Rande dieser grandiosen, fast kreisrunden Hochebene, die jetzt noch ziemlich grün ist, bei einer Taverne auf einem großen Parkplatz. Hier werden wir die Nacht verbringen und von hier aus werden wir morgen früh – geplant ist 06.00 Uhr – unsere Wanderung hoch zum Timius Stavoros – von hier aus 1.200 Höhenmeter – in Angriff nehmen. In der Taverne gibt’s für uns heute Abend gegrilltes Lamm, dazu Potatoes, griechischer Salat und kretischer Frischkäse, gemacht aus Schafsmilch, ähnlich unserem Bibiliskäs – er schmeckt vorzüglich.

Es ist ziemlich windig hier heute Abend, nicht einladend, um draußen zu sitzen. Nach einem Spaziergang zu der oberhalb der Taverne am Hang gelegenen Höhle Ideon Andron, wo wir ein riesiges dunkles Loch in einer fast senkrechten Felswand vorfinden, erkundigen wir noch den Einstieg für unsere morgige Tour und verbringen den Rest des Abends dann aber auf Grund der doch recht frischen Temperaturen im Wohnmobil. Der Sage nach soll in dieser Höhle der Aufenthaltsort des jungen Zeus gewesen sein. Hier soll ihn seine Mutter vor seinem schrecklichen Vater Kronus, der all seine Kinder verschlingen wollte, um so vor Thronneidern sicher zu sein. Tatsächlich wurde 1982 mit Ausgrabungen begonnen. Diese wurden aber offensichtlich irgendwann wieder eingestellt, so dass diese Höhle bzw. die bislang entdeckten Ausgrabungen für Touristen nicht zugänglich sind.

Samstag, d. 11.06.2011

 

-          Wanderung zum Timius Stavros

 

Um 05.00 Uhr ist Wecken – die Nacht war absolut ruhig, auch das Meckern und Blöcken der Ziegen und Schafe hat nachts irgendwann aufgehört und die ersten, die um diese Zeit heute Morgen schon hochkommen, sind die mittlerweile allesamt motorisierten Hirten, die von Anogia hochfahren zu ihren Herden. Wir starten um 06.30 Uhr zu einem unserer Highlights dieses Urlaubs; wir wollen den höchsten Berg im Psiloritis-Massiv, den Timius Stavros mit seinen 2.500 Höhenmetern ersteigen. Laut Wanderführer ist dies eine Wanderung mit ungefähr 1.200 Höhenmetern, zunächst nach oben, dann auf der gleichen Strecke wieder zurück. Ca. neun Stunden sind für diese Tour angegeben. Das Wetter ist bestens; der Wind hat nachgelassen. Die eingepackten warmen Sachen brauchen wir heute nicht. Es geht zunächst recht steinig und steil bergan los, um dann später etwas gemächlicher in Hochtäler überzugehen und auf einer Höhe von ca. 2.000 Metern treffen wir auf die ersten Schneefelder, die uns noch keine Probleme bereiten. Den Gipfel schon in Greifweite, vielleicht noch 30 bis 40 Minuten Wanderzeit entfernt, befinden wir uns in einer Höhe von ca. 2.400 Metern und stellen fest, dass ein Schneefeld, das wir hätten überqueren müssen, einfach für uns mit dieser Ausrüstung zu steil ist. Die Gefahr des Abrutschens wäre zu groß. Für Monika ist klar, sie beendet hier ihre Tour. Die Blicke in Richtung Norden sind auch von hier einmalig. Es bleiben ihr lediglich die Ausblicke in den Süden bzw. der totale Rundumblick verwehrt.

Ich steige von hier aus ein Geröllfeld hoch und bin ca. 100 Höhenmeter weiter oben auf einem Nebengipfel des Timius Stavros mit genauso gigantischem Rundumblick. Kein Wind wie ihn der Tavernenwirt in Anogia gestern prophezeit hat, angenehme Temperaturen; einfach traumhaft hier oben auf dem höchsten Berg Kretas zu stehen. Im Süden liegt mir Timbaki mit dem Comos Beach zu Füßen, dahinter Matala. Im Westen die weißen Berge der Levka-Ori und im Osten sieht man im Dunst sogar das Dikti-Gebirge. Der Abstieg wird zum Schluss hin für Monika etwas beschwerlich. Gegen 15.30 Uhr sind wir wieder am WoMo und ein kühles Bier aus unserem Kühlschrank hat noch nie so gut geschmeckt wie heute. Es ist herrlich auf dieser einsamen Hochebene. Fast nur unter Schafen und Ziegen, aber wir haben es jetzt genossen und uns zieht’s wieder ans Wasser. Die Fahrt geht zunächst wieder hinunter nach Anogia und von dort Richtung Westen über Axos und verschiedene andere kleine Dörfer Richtung kretischem Meer. Wir fahren vorbei an Perama und sind 20 Kilometer östlich von Rethimmnon wieder am Meer.

Unsere Fahrt geht an Rethimmnon vorbei Richtung Chanja und am fast kreisrunden Loutraki-Beach, auf der Akrotiri-Halbinsel, wollen wir heute nächtigen. Wir sind hier gegen 18.30 Uhr am Platz, noch voll mit Badegästen. Kein weiteres WoMo hier zum Übernachten, obwohl dies im WoMo-Führer als Übernachtungsplatz ausgewiesen ist. Das Wasser etwas frischer als am libyschen Meer, aber trotzdem schon sehr angenehm zum Schwimmen und in der Kantina am Platz – die Auswahl ist etwas beschränkt – gibt’s frittierte Calamaris und was natürlich wie überall dazugehört, griechischer Salat, Zaziki und Potatoes. Der Tag war lang, anstrengend und demzufolge geht’s auch etwas früher ins Bett.

 

Sonntag, d. 12.06.2011

 

Es ist etwas windig in dieser schönen Bucht und deshalb dieser Platz, wo wir stehen auch recht staubig. Beim Schwimmen morgens treffen wir am Strand eine deutsche Familie, ebenso Griechenland-verliebt wie wir. Vor 30 Jahren haben sie auch schon den Psiloritis erstiegen. Heute wollen sie ihrem Sohn Griechenland näherbringen und sind für einen Kurztrip über Pfingsten nach Chania geflogen und haben heute Nacht zufällig diesen Strand entdeckt und ein paar Stunden auf Iso-Matten hier geschlafen. Es sei wunderbar gewesen. Wir entschließen uns nach dem Frühstück aufzubrechen, zumal es hier auch recht penetrante Fliegen hat, deren man sich beim Frühstück kaum erwehren kann. Wir beschließen, noch einmal der wunderschönen Stadt Chania einen Besuch abzustatten, finden auch sofort einen ziemlich zentrumsnahem großen Parkplatz und erleben eigentlich Chania, wie schon vor zwei Jahren. Es hat heute am Pfingstsonntag recht viele Touristen in den Gässchen und vor allen Dingen am venezianischen Hafen. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die Markthalle heute geschlossen hat. Zum Schluss gibt’s in einem Cafe direkt am Hafen zunächst einen Frapee und dann kommt noch etwas Hunger auf und wir genehmigen uns zusammen eine feine Pizza. Es ist schon 15.00 Uhr, als wir dann weiter Richtung Westen fahren. Vor Kisamos gibt’s eine kleine Badepause ganz in der Nähe eines schön angelegten Campingplatzes und dann geht die Fahrt weiter nach Falasarna, wo wir vor zwei Jahren ja auch eine Nacht standen. Aber schon als wir da runterfahren zum Strand ist klar, wo wir nächtigen werden. Monika hat vor zwei Jahren bei einer Radtour Sfinari entdeckt; acht Kilometer von der Abzweigung nach Falasarna entfernt und da ist unser nächstes Etappenziel. Vom Tavernenwirt werden wir freudig begrüßt. Nach wie vor gibt es hier „Free-Camping“ und wir haben unserer Meinung nach direkt hinter dem Strand unter hohen Tamarisken einen Spitzenplatz. Letztes Jahr standen wir zurückgesetzt auf einer Wiese, schattenlos, da ein Österreicher diesen Platz schon für sich beansprucht hatte. Ein französisches Ehepaar steht mit ihrem WoMo noch auf der Straße und junge Griechen aus Athen, die drei Tage lang auf der Campingplatz-Wiese ganz am Ende gezeltet haben, müssen heute Abend wieder zurück.

Das Essen in dieser Taverne ist vorzüglich. Heute Abend gibt’s Oktapus in Tomatensoße mit viel Zwiebeln. So kannten wir den Oktapus bislang noch nicht, aber er hat vorzüglich geschmeckt und als Vorspeise gab’s frittierte Auberginen. Der Tavernenwirt, später am Abend schon leicht bedudelt, erzählt mir, dass vor kurzem viele deutsche Camper, darunter ein Polizist, mehrere Tage bei ihm gewesen seien und als ich ihm dann sage, dass auch ich in Deutschland bei der Polizei bin, kommt er ganz ins Schwärmen, fängt an über Pistolen und Kalaschnikows zu erzählen und plötzlich fährt er mit dem Auto davon, kommt 10 Minuten später zurück und bringt in einer Plastiktüte eine Maschinenpistole und auch noch dazugehörende Munition. Monika wird die ganze Sache unheimlich, sie will schon gehen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass es besser ist, dieses Ding wieder in die Plastiktüte zu tun und verschwinden zu lassen.

Wir erleben hier einen stimmungsvollen Sonnenuntergang direkt über dem Meer;, eine tolle Stimmung und mit der nötigen Bettschwere geht’s zu unserem ca. 50 m von der Taverne entfernten Traumschlafplatz. Das Meer ziemlich unruhig, abends sind zwei Wellenreiter hier am Werk und daran ändert sich auch über die Nacht wenig.

 

Pfingstmontag, d. 13.06.2011

 

Morgens ziemlich Wellengang; Monika hat Angst um mich, als ich mich in die Fluten stürze, aber es kann hier nichts passieren, keine Strömung, die einen nach außen zieht. Das Wetter etwas komisch, immer wieder Wolken. Der Tavernenwirt erzählt uns, dass im Internet Regen angesagt wäre; so sieht’s momentanaber noch nicht aus, auch die Temperaturen sind eher gemäßigt. Von einer Hitzewelle ist momentan absolut nichts zu spüren. Noch vor dem Frühstück bin ich Zuschauer beim Schafe melken direkt neben unserem Wohnmobil. Davon gibt’s dann, meint der Tavernenwirt, den guten Feta-Käse für den griechischen Salat.

 

Wir machen heute einen Spaziergang zunächst am Strand entlang Richtung Westen bis zu einem kleinen Fischerhafen. Auf dem Weg dorthin laufen wir durch riesengroße Oleanderfelder, was bedeutet, dass hier überall vom Berg herunter viel Wasser kommt. Nachmittags ist Faulenzen angesagt und abends gibt’s in der Taverne das heutige Tagesgericht, nämlich Zicklein in feiner Tomatensoße und das Essen schmeckt schon wie am ersten Abend wiederum vorzüglich. Als Dessert wiederum frittierte Süßspeise mit Vanilleeis und das alles in Honig eingelegt und dazu wieder ein Fläschchen Raki von der Größe eines viertel Liter und das alles für 26 Euro, da kann man sich nicht beschweren. Wir sind gegen 21.00 Uhr die letzten Gäste; es ist wirklich derzeit noch nicht viel los mit Tourismus hier und ob es überhaupt im Sommer hier richtig boomt, wage ich zu bezweifeln. Sfinari ist einfach zu wenig touristisch erschlossen, aber gerade das macht es für uns so angenehm.

 

Dienstag, d. 14.06.2011

 

Heute wird unser letzten Tag hier in Sfinari sein, zumindest für dieses Jahr. Nach dem Frühstück ist eine Radtour hoch nach Kampos auf dem Plan. Bereits vor zwei Jahren haben wir diese Tour gemacht bis zum höchsten Punkt auf dem Weg Richtung Elafonisi und haben von dort diese Serpentinenstraße runter nach Levadia direkt am Meer gesehen. Dieses Jahr fahren wir nach Campos rechts eine asphaltierte Piste hinunter nach Afrotolakos und von dort durch Olivenhaine Richtung Levadia und exakt 12 Kilometer vor Elafonisis, was man mittlerweile auf dieser asphaltierten Küstenstraße auch erreichen kann, biegen wir links ab und fahren die bereits erwähnte toll angelegte Serpentinenstraße wieder hoch auf die Straße Richtung Kevali, um dann von dort wieder hoch über dem Meer zurück nach Sfinari zu gelangen. Es sind dies 43 Kilometer und wir haben ungefähr 1.020 Höhenmeter hoch und runter abgestrampelt. Auf dem Rückweg werden wir in Kampos von einem älteren Tavernenwirt, der vor seiner leeren Taverne saß, angesprochen, zu einem Raki eingeladen und im Gespräch – er spricht relativ gut englisch – wird klar, dass die derzeitige Stimmung unter den Einheimischen ziemlich gedrückt ist. Alles wird teurer und dem kleinen Mann fehlt einfach das Geld. Auch er hat Oliven und spricht vom totalen Preisverfall, was dieses Produkt angeht und wie bereits der Ober in Chania am Hafen bringt auch er das Beispiel, dass die Olivenbauern für einen Liter gerade mal noch soviel bekommen, wie man hier für einen Liter Wasser bezahlt.

 

Am Nachmittag treffe ich hier vor unserer Taverne auf eine Deutsche aus Schorndorf bei Stuttgart, die hier in Sfinari ein Haus hat und mal kurz für 10 Tage mit ihrem Auto hierher kam. Auch sie liebt dieses Fleckchen gerade deshalb, weil es touristisch nicht erschlossen ist. Über das übrige Kreta kann ich sie nicht viel ausfragen, weil sie außer Sfinari offensichtlich noch nicht so viel gesehen hat.

 

Nach Baden und Schnorcheln geht es abends zum letzten Mal auf dieser Kreta-Tour zum nahegelegenen Tavernenwirt. Heute Abend gibt’s gegrillten Tintenfisch und als Abschluss wiederum dieses feine Dessert. Einziger Wehrmutstropfen, heute Abend gibt’s keinen Raki, was wohl damit zusammenhängt, dass der Junior-Chef nicht da ist und wir von seiner Schwester bedient werden.

 

Mittwoch, d. 15.06.2011

 

Nach dem Frühstück ist Aufbruch angesagt. Zunächst geht es auf unserer gestrigen Radstrecke aufwärts, vorbei an Campos über Kevali, weiter nach Elos und kurz danach kommt die Abzweigung Richtung Paleochora, was unser nächstes Ziel sein soll. Ab Kevali sind wir auf der Strecke Chania-Elafonisi und bekommen hautnah mit, wie die Touristen zu diesem berühmten Strand von Elafonisi unterwegs sind. Wir fahren in entgegengesetzter Richtung und haben gelegentlich Probleme mit den vielen Reisebussen, die morgens die Touristen aus den Hochburgen im Norden an diesen Strand karren. Die Berglandschaft, durch die wir hier fahren, ist traumhaft. Kein karges Kreta, wie wir es im Osten kennengelernt haben, oder auch in der Gegend um Lentas, sondern üppiges Grün links und rechts der Straße. Eichenwälder, Walnusbäume, Kastanien und immer wieder Oliven und überall viel Wasser, so dass alles in tiefem Grün erscheint. Wir sind gegen 12.00 Uhr in Paleochora, dem Touristenzentrum an der Südküste. Zunächst ist einmal Einkaufen im Supermarkt angesagt und dann wollen wir mit dem Fahrrad die Gegend erkunden. Auf der Schotterpiste geht’s zunächst einmal zu den Stränden unterhalb von Andiri, wo wir vor zwei Jahren eine Nacht verbracht haben. Für dieses Jahr reicht uns ein Bad am FKK-Strand. Wir wollen unserem WoMo diese vier Kilometer lange Schotterpiste nicht antun, zumal Moni sowieso ein Nachtquartier an dieser einsamen Stelle kategorisch abgelehnt hat. Westlich von Paleochora, ca. vier Kilometer vom Ort entfernt, gibt es einen neu angelegten Campingplatz und hier landen wir nachmittags gegen 16.00 Uhr. Wir finden einen Stellplatz unter hohen Schattenbäumen und vor uns eine ziemlich runde Sandstrandbucht und wir stellen fest, dass man es hier ausnahmsweise auch einmal aushalten kann. Heute Abend wird zum ersten Mal auf Kreta gekocht bzw. es gibt von zu Hause mitgebrachtes argentinisches Steakfleisch, zubereitet auf unserem Kramer Gasgrill. Es schmeckt mit Gemüsenudeln, als Beilage dazu eine große Portion Salat, vorzüglich. Als Getränk gibt es heute Abend keinen griechischen Landwein, sondern einen Rosé vom bekannten Winzer KELLER aus Oberbergen. Wir treffen hier auf eine Familie aus der Schweiz. Ein Ehepaar mit drei Kindern, die sich eine Auszeit über ein Vierteljahr nehmen. Sie sind schon zwei Monate nur mit den Fahrrädern von der Schweiz, vom Kanton Argau aus, unterwegs nach Venedig. Mit dem Schiff nach Igoumenitsa. Von dort quer durch Nordgriechenland hinüber zur Insel Eubea, dann Richtung Athen. Von dort auf die Insel Mykonos und von der Insel Mykonos nun auf Kreta. Von hier soll es weitergehen auf den Pelepones. Sie haben uns erzählt, welche Strecken sie durchradelt haben und da wir uns in Griechenland auch etwas auskennen, kann ich nur sagen: „Respekt, Respekt“. Vater und Mutter haben jeweils ein Tandemfahrrad; die ältere Tochter radelt selbständig und die beiden jüngeren Mädchen radeln auf den beiden Tandems mit oder aber sie sitzen im Anhänger, den der Vater zusätzlich noch hinter sich herschleppt und mit diesem Gefährt sind sie unter anderem die Lasithi-Hochebene hochgeradelt auf 800 Meter und wie mir die Mutter berichtet hat, dann auf einem in der Karte als „Fahrweg“ gekennzeichneten Weg Richtung Süden wieder nach unten mit dem Ergebnis, dass sie über eine Stunde lang die Fahrräder auf einem total ausgewaschenen holprigen Schotterweg geschoben haben. Mittlerweile wissen sie, dass so genannte Fahrwege ungeeignet sind für Fahrräder. Wir erleben heute Abend vor dem zu Bett gehen noch ein richtiges Naturschauspiel. Es gibt eine totale Mondfinsternis und da keine Wolke Kretas Nachthimmel verhüllt, erleben wir dieses Schauspiel besonders eindrucksvoll.

 

Donnerstag, d. 16.06.2011

 

Wir werden heute nochmals hier bleiben bzw. hier übernachten. Keine Wolke beim Aufstehen. Das Wasser hier ziemlich frisch, wobei ich nicht genau weiß, wie diese unterschiedlichen Wassertemperaturen an den jeweiligen Stränden zustande kommen. Hier ist es auf jeden Fall morgens, obwohl es ein flacher Strand ist, noch recht frisch. Für heute ist eine Radtour ins Hinterland geplant. Es geht vom Platz aus zunächst mal die vier Kilometer bis vor nach Paleochora und dann auf dem kleinen Sträßchen hoch nach Andiri. Diese Radtour heute ist schon von Beginn an äußerst reizvoll. Zunächst geht es durch eine kleine Schlucht, anschließend durch Olivenhaine hoch in das ca. 250 m über dem Meer liegende kleine Dorf Andiri mit einer netten Taverne, wo wir zum ersten Mal Halt machen und einen frischgepressten Orangensaft trinken. Schon gegen 12.00 Uhr ziehen jedoch erste Wolken auf, aber es bleibt zunächst mal heiter bis wolkig und wir wollen die Straße höher hinauffahren. Auf diesem Weg soll man ja asphaltiert bis Sougia kommen. Dies Landschaft, auch weiter oben und auch diese in Serpentinen angelegte Straße macht richtig Laune auf Radeln. Wir schrauben uns unaufhörlich nach oben, kommen durch das fast verlassene Dorf Promodori hindurch. Vier Kilometer oberhalb wäre die erste Möglichkeit links abzubiegen, um auf einer anderen Route zurück nach Paleochora zu kommen. Diese Strecke mündet jedoch nach wenigen hundert Metern in eine Schotterpiste; nichts für uns; wir fahren zurück, haben jetzt schon 24 Kilometer auf dem Tacho. Noch 50 Höhenmeter in die andere Richtung und wir landen bei einer kleinen Kapelle mit grandioser Aussicht nach rechts hinüber zu den Levka Ori, den weißen Bergen, die sich jedoch heute ziemlich wolkenverhangen zeigen.

Es zieht immer mehr zu und wir wollen die gleiche Strecke zurückfahren. Es beginnt dann auch zu regnen, die Temperaturen gehen von 35 Grad ziemlich rasch zurück auf 19 Grad und dieser leichte Regen verfolgt uns bis Andiri. Nach knapp 50 Kilometern mit 800 Höhenmetern sind wir wieder in Paleochora und genehmigen uns eine Pizza an der Strandpromenade. Es wird noch kurz eingekauft und dann geht’s zurück zum Campingplatz, wo es kurz vor unserem Eintreffen einige Minuten wohl ziemlich stark geregnet hat und wir mal wieder feststellen mussten, dass man grundsätzlich beim Verlassen des Wohnmobils auch die Dachluke schließen sollte. Die Sonne Kretas beseitigt diese Spuren jedoch in relativ kurzer Zeit und bis 19.00 Uhr liegen wir dann an diesem herrlichen Sandstrand und haben nette Gespräche mit den Schweizern, die heute hier einen Ruhetag einlegen. Man sollte Lehrer sein in der Schweiz und bekäme dann für 15 Jahre geleistete Arbeit entweder ein volles Monatsgehalt oder aber wie dieser Lehrer es in Anspruch genommen hat, einen Monat zusätzlicher Urlaub und nach 25 Jahren wird einem dieses Geschenk nochmals zuteil. Dagegen sind 400 Euro brutto für 40 Jahre Polizeiarbeit irgendwie etwas läppisch.

 

Heute Abend wird nochmals gegrillt. Die Würstchen aus dem Gefrierfach sind schon aufgetaut; die Einladung der netten Schweizer Familie, gemeinsam mit ihnen in die Taverne zu gehen, kommt deshalb leider zu spät.

 

Freitag, d. 17.06.2011

 

Wir sind grundsätzlich keine Fans für Campingplatzübernachtungen, aber hier auf diesem Camping Grammeno, vier Kilometer westlich von Paleochora, hat es uns nun doch gefallen. Diese fast runde Bucht, auch sicherlich windgeschützt, was Wellen angeht, ist wunderschön und der Schattenplatz, den wir hier hatten, den werden wir in Sougia, unserer nächsten Station, sicherlich sehr vermissen.

 

Nach dem Frühstück gibt’s einen herzlichen Abschied von den Schweizern und dann geht’s auf dieser sagenhaften Strecke, die wir vor zwei Jahren ja zunächst mit dem Bus und dann auch mit dem WoMo gefahren sind, durch diese Gebirgszone am libyschien Meer, über 30 Kilometer ins benachbarte Sougia. Auf dem Wasser am Meer entlang wären es vielleicht fünf oder sechs Kilometer, aber man muss gehörig ins Hinterland, um auf Asphaltstraße die von den deutschen Urlaubern so beliebte Schweinebucht in Sougia zu erreichen. Es stehen schon etliche Wohnmobile und Wohnwagen hier, aber für einen Platz auch noch für uns reicht es allemal. Aber wie schon erwähnt, man steht tagsüber in der prallen Sonne und ohne Markise wäre es nicht möglich. Nachmittags ist Baden und Schnorcheln angesagt. In der direkt hinter uns befindlichen Taverne gibt’s für den kleinen Hunger mittags ein feines Omlett spezial und abends gibt’s aus Monika’s Küche eine Nudelpfanne mit Gorgonzola-Soße, dazu griechischen Salat mit Bibiliskäs gemacht aus frischem Schafskäse aus Paleochora.

 

Samstag, d. 18.06.2011

 

Langsam aber sicher stellt sich das kretische Sommerwetter ein. Seit gestern keine Wolke mehr am Himmel und ich denke, es wird heute recht warm. Zum Frühstück gibt es frisches Brot aus dem Supermarkt; ziemlich überraschend für mich, dass Sougia so früh am Morgen schon mit frischem Brot beliefert wird. Das Frühstück dauert etwas länger heute Morgen, da der deutsche Camper beim Wasser holen bei uns stehen bleibt und wir ins Gespräch kommen und siehe da: Es ist ein Kollege von der Kriminalpolizei in Essen, der dort noch in den Genuss der Altersteilzeit mit 57 Jahren kam und nun seit letztem Jahr offiziell in Pension ist und im Gespräch stellt sich heraus, dass er vor kurzem auch einige Tage in Sfinari stand und er ist dieser Polizist, den der Tavernenwirt meinte, als er mir immer wieder von einem Polizisten erzählte. Auch das französische Ehepaar, welches neben uns in Sfinari stand, befindet sich hier auf dem Platz.

 

Nach dem Frühstück geht’s auf Radtour hoch zum 10 Kilometer entfernten Koustogerakos, diesem Dorf, welches von der deutschen Wehrmacht 1944 niedergebrannt und die Einwohner größtenteils getötet wurden. Wir wollen diese zwei alten Frauen aufsuchen, die uns vor zwei Jahren dort oben so viel Freude bereitet haben und müssen leider erfahren, dass die Ältere der beiden gerade vor 10 Tagen erst verstorben ist. Sophia, die Jüngere, bereitet uns einen herzlichen Empfang und mit Grassi, verschiedenen Erdnüssen und einem hervorragend schmeckenden getrockneten süßen Brot verbringen wir bei ihr auf ihrer schattigen Terrasse eine längere Zeit und sie kann es kaum verstehen, dass wir dann irgendwann wieder gehen müssen; Monika hauptsächlich, weil sie wegen des Grassi bereits merkliche Probleme hat auf dem Fahrrad.

Gegen 14.00 Uhr sind wir wieder am Platz und der Nachmittag vergeht mit Strandurlaub. Um 16.00 Uhr gibt’s hier die tagesaktuelle Süddeutsche Zeitung und wir lernen in der Taverne hinter unserem Stellplatz die Tochter und ein Enkel eben dieser vor 10 Tagen in Koustogerakos verstorbenen Maria kennen und sie sind tief gerührt, als wir ihnen ein Bild von ihr aus unserem Reisebericht aus dem Jahre 2009 zeigen.

 

Abends geht’s mit Klaus, dem pensionierten Hauptkommissar aus Essen und seiner Frau Gitti in eine hervorragende Taverne in einem lauschigen Garten etwas vom Meer abgesetzt und es wird ein netter Abend mit vielen interessanten Campergesprächen und erst gegen 24.00 Uhr geht’s ins Bett. Klaus und Gitti sind überhaupt schon sehr viel rumgekommen mit ihrem Luxus-WoMo, haben unter anderem längere Touren durch die Türkei bis an die syrische Grenze unternommen. Gemeinsam sind sie in Rente gegangen und haben nun richtig viel Zeit, um zwei Mal im Jahr längere WoMo-Ausfahrten zu machen.

 

Sonntag, d. 19.06.2011

 

Nachdem gestern Radeln angesagt war, ist heute wieder mal eine kleine Wanderung auf dem Programm. Die Nacht war etwas kurz, aber beim Bad vor dem Frühstück im herrlichen Wasser des libyschen Meeres wird der Kopf wieder klar und nach dem Frühstück geht’s auf eine wunderschöne Tour von Sougia zum Strand von Lissos und wieder zurück. Es ist dies eine ca. 3-Stunden-Wanderung. Zunächst durch eine Schlucht hindurch, dann auf einer kurzen Hochebene, um dann hinabzusteigen in die Bucht von Lissos. Mit dieser Wanderung machen wir gleichzeitig etwas Kultur. Lissos war in minoischer Zeit eine richtige Stadt. Es sind noch Reste eines minoischen Palastes mit schönem Mosaik zu sehen. Für uns wichtig ist, dass es hinter dieser wunderschönen Bucht eine sprudelnde Quelle gibt, so dass es für diese Tour nicht notwendig ist, Wasser für den Rückweg mitzuschleppen. Es ist eine relativ einfache Wanderung, aber trotzdem sind Wanderschuhe ratsam. Gegen 14.30 Uhr sind wir wieder zurück und in einer Strandtaverne wird zunächst einmal gespeist, bevor es dann bis in den späten Abend hinein zum Strandurlaub geht. Für den späten Hunger gibt’s dann am Wohnmobil nach Sonnenuntergang Spaghetti-Pesto und anschließend gibt’s einen netten Abend zusammen mit Klaus und Gitte vor deren WoMo mit Rose und einem Honig-Raki, der zunächst gewaltig mundet, aber am anderen Tag gewisse Probleme bereitet. Wir stellen nochmals fest, dass Klaus und Gitti absolute Griechenland- und Türkei-Kenner sind und es ist nicht auszuschließen, dass wir uns irgendwann mal im Rentenalter diesen erfahrenen Türkei-Campern anschließen, um mit denen dann zusammen dieses Land zu erfahren.

 

Montag, d. 20.06.2011

 

Sougia war wiederum sehr schön, aber nun reicht’s. Für uns ist nach dem Frühstück Aufbruch angesagt. Unser urspünglicher Plan war den Gingolos, einen Berg mit 2.000 Höhenmetern, dessen Einstieg direkt an der Omolos-Hochebene beim Zugang zur Samaria-Schlucht ist. Klaus hat einen besseren Vorschlag und meint, eine Rundwanderung, in der Loutro, die Marmara-Beach und die Aradena-Schlucht mit eingebunden sind, wäre reizvoller. Er hat mich überzeugt und diese Tour soll morgen über die Bühne gehen. Dazu müssen wir jedoch zunächst einmal wieder kurz an die Nordküste von Kreta, um dann über die Imbros-Schlucht wieder nach Chora Sfakion zu gelangen. Von dort geht dann der Serpentinenweg hoch nach Anopoli und von dort weiter zum Einstieg in die Ardena-Schlucht. Dort beim Einstieg an dieser Brücke wollen wir die heutige Nacht verbringen, um von hier aus morgen die Tour zu starten. In Sougia wird am Geldautomat die Urlaubskasse wieder aufgefüllt und wenige Meter oberhalb gibt’s ein jähes Erwachen. Unser WoMo macht Geräusche wie ein Panzer. Ein Blick zum Auspuff und alles wird klar. Unmittelbar vor dem ersten Topf ist das Auspuffrohr komplett abgebrochen, schleift jetzt am Boden entlang und welche Geräusche ein Diesel-Motor von sich gibt, mehr oder weniger ohne Auspuff, dürfte jedem klar sein. Nach einer ersten Schreck-Sekunde ist klar: Wir brauchen eine Werkstatt, die es aber vor Chania nicht gibt und so war es dann auch. Kurz vor Chania halte ich an einer Tankstelle. Der Chef schaut, nachdem er unsereren „Panzer“ wahrgenommen hat, sofort zum Auspuff; ruft einen Jungen, der mit einem Draht kommt und das herunterhängende Teil wieder nach oben bindet und er gibt mir eine Adresse sieben Kilometer weiter mit dem Hinweis, dort sei ein Shop und dort könne man mir helfen. Wir finden diese kleine Werkstatt, wo auch überall Auspuffe an der Wand hängen. Mir ist jedoch klar, dass dieser Auspuff sicherlich bestellt werden müsste. Ich mache dem Mechaniker klar, dass man versuchen sollte, es zu schweißen und er geht auch sofort an die Arbeit. Ohne das Fahrzeug hochzuheben legt er sich darunter und nach ca. 10 min ist die Sache erledigt zum Preis von 10 Euro.Ich denke, in Deutschland wäre das so nicht gelaufen. Der Schweißer ist jedoch der Meinung, wir könnten somit keinesfalls nach Deutschland fahren. Wir sollten in Athen schauen, dass wir den Auspuff auswechseln könnten. Für uns geht die Reise zunächst einmal weiter. Am Ende unserer Tour gibt es in Timbaki beim Schwager von Alfons KERN einen Mechaniker mit einer eigenen Werkstatt und der muss uns diesen Auspuff nochmals so schweißen, dass wir sicher nach Deutschland kommen. Eine andere Möglichkeit sehe ich momentan nicht.

 

Wir fahren nachmittags an Chora-Sfakion vorbei und kurz dahinter gibt’s eine kleine Stichstraße hinunter zu einem Restaurant und unterhalb ein wunderschöner Kiesstrand. Hier verbringen wird den Nachmittag. Unser Plan, zunächst in diesem Restaurant zu essen, wird verworfen. Wir fahren dann hoch zur Aradena-Schlucht, finden einen „Traumplatz“ über der Brücke direkt beim Kiosk. Ich habe noch nette Gespräche mit diesen Kiosk-Betreibern. Beim Bummeln durch dieses alte Aradena wird uns erzählt, dass es gerade noch drei Bewohner hier gibt. Von hier aus noch fünf Kilometer weiter ist das letzte Dorf und hier leben noch 15 Menschen. Es gibt heute Abend unter Sternenhimmel Penne mit Bolognesesoße, dazu kalten Roséwein und beim Kioskbetreiber bestelle ich Raki, ein Fläschchen und als es ans Zahlen geht meint er, das wäre ein Geschenk von ihm. Ich glaube wir haben hier einen wunderschönen Übernachtungsplatz gefunden und wenn nicht heute Nacht ständig jemand diese Brücke befährt, werden wir sicherlich auch eine richtig ruhige Nacht hier verbringen.

Mittwoch, d. 22.06.2011

 

Die einzigen Geräusche in der vergangenen Nacht kamen von Ziegen, Schafen, Hunden und mehreren Hähnen, die morgens ab 04.00 Uhr zu krähen begannen. Bei Sonnenaufgang noch vor 07.00 Uhr ist Frühstück angesagt und mit den Wanderstiefeln geht’s gegen 07.30 Uhr mit unseren Fahrrädern vor nach Anopoli, wo wir sie an der Taverne direkt beim Einstieg am Weg Richtung Loutro mit Billigung des Wirtes abstellen können. Zunächst fast 100 m Aufstieg und dann geht’s über 600 Höhenmeter auf zum Teil sehr steinigen, gerölligen in Serpentinen angelegten Pfaden hinunter nach Loutro, wobei man auf der ganzen Strecke immer dieses phantastische Panoramabild von Loutro und der libyschen Küste in beiden Richtungen vor sich hat.

 

Ein herrliches Panorama. In diesem autofreien Loutro, wo es Kapazität für sehr viele Touristen gibt – momentan schätzungsweise jedoch höchstens zu einem Drittel ausgebucht – genehmigen wir uns einen frisch gepressten Orangensaft, bevor es dann auf die nächste Etappe zur Marmara-Beach weitergeht. Wir brauchen für diese Etappe ca. 80 Minuten, wobei wir uns noch einmal kurz verlaufen haben. Es geht zuvor an zwei kleinen Ansiedlungen vorbei und ungefähr zur Mittagszeit sind wir dann an dieser wunderschönen Bucht, deren Namen wohl mit den Marmorblöcken links und rechts dieser Kiesbucht zusammenhängt. Nach einer erfrischenden Badeeinlage gibt’s in der gepflegten Taverne auf einem Plateau über der Bucht ein Omelette-Spezial und dazu auch einen wirklich sehr guten griechischen Salat mit Ziegenfrischkäse. Gegen 13.30 Uhr ist der Aufbruch angesagt in die Aradena-Schlucht, die unmittelbar hinter diesem Strand beginnt. Luftlinie sind es ca. fünf Kilometer hoch zum Einstieg bzw. in unserem Fall zum Ausstieg aus der Schlucht. Auf diesen fünf Kilometern hat man 600 Höhenmeter zu bewältigen. Es ist für uns die bislang eindrucksvollste Schlucht, meistens am Schluchtengrund sehr eng, fast immer zwischen 15 und 25 Metern und auf beiden Seiten senkrechte, teilweise überhängende Wände von 300 bis 400 Metern Höhe. Gewaltig, mit unserem Fotoapparat keinesfalls in einem Bild zu fassen. Wir machen diese Tour in der größten Mittagshitze und wenn Klaus tags zuvor davon gesprochen hat, dass man in der Schlucht meistens im Schatten geht, so trifft dies sicherlich nicht für diese Uhrzeit zu. Unser größter Fehler war der, dass wir mit nur einem Liter Flüssigkeit diese Schluchtenwanderung in Angriff nahmen und wir merkten recht schnell, dass dies bei weitem zu wenig war, so dass wir letztlich nach 16.00 Uhr schier halb verdurstet beim Kiosk wieder nach oben kamen und jeder kann sich vorstellen, wie das kalte Bier, das es beim Kiosk-Besitzer dann gab, geschmeckt hat.

 

 

 

 

    Diese Rundtour ist in einigen Wanderführern beschrieben, aber meist die Ardena-Schlucht von oben nach unten, aber ich würde in jedem Fall auch künftig die umgekehrte Richtung bevorzugen, um nicht nachmittags diese fast 700 Höhenmeter an der steilen Wand von Loutro Richtung Anopoli machen zu müssen. Hätten wir anstatt einem Liter Wasser zumindest drei Liter dabei gehabt, wäre alles kein Problem gewesen. Es ist keine einfache Wanderung durch die Schlucht. Man steht mehrfach vor fast unüberwindlichen Felsabbrüchen, doch überall sind diese blau-roten Punkte, die einem den sicheren Weg durch die jeweiligen Felsenlabyrinte aufzeigen. Die Samaria-Schlucht ist drei Mal so lang, aber meines Erachtens bei weitem nicht so gewaltig, wie diese Aradena-Schlucht.

 

Beim Tavernen-Wirt in Anopoli, wo wir unsere Fahrräder wieder aufladen, gibt’s für Monika nochmals einen frisch gepressten O-Saft und für mich einen Frapée und dann ist Aufbruch angesagt zu unserem nächsten Übernachtungsplatz.

Bereits auf der Fahrt auf dieser Panoramastraße hinunter nach Chora-Sfakion ist am Horizont über der Levka Ori ein rötlicher Dunst zu erkennen. Wir können dies zunächst nicht richtig einordnen, merken dann aber auf der Weiterfahrt recht schnell, was dies bedeutet. Es kommt schlagartig Wind auf und wir haben nun zum ersten Mal hier am libyschen Meer wohl den berüchtigten Meltemi, der hoffentlich nicht mehrere Tage anhalten wird. Wir kennen uns nun hier ja schon etwas aus und wissen um diese etwas windgeschützte Bucht am Koraka-Beach und werden dort vom Tavernen-Ehepaar auch sofort wieder erkannt und herzlich begrüßt. Wir waren ja auch letztes Jahr für zwei Tage hier und mittlerweile wurde einiges umgebaut. Die Taverne befindet sich jetzt auch direkt hinter dem Strand, wo es letztes Jahr nur das Cafe gab und als wir gegen 20.00 Uhr zum Essen in die Taverne kommen, kommen auch die derzeit einzigen Gäste, die eines ihrer drei Zimmer bewohnen, dazu und siehe da es sind Marianne und Ludwig, die auch letztes Jahr um diese Zeit hier waren und es gibt ein netter Abend mit diesen beiden Frührentnern, die Altersteilzeit in Anspruch genommen haben und Ludwig, der bei einer Bank beschäftigt war, Jahrgang 55, befindet sich bereits seit ca. zwei Jahren im Rentenstand, was bedeutet, dass sie meistens zwei Mal im Jahr, für mehrere Wochen Kreta aufsuchen können, wo sie dann an diesem Platz hier mehr oder weniger den gesamten Urlaub verbringen.


Mittwoch, d. 22.06.2011

 

Noch eine Woche und Kreta 2011 ist Geschichte. Nach wie vor bläst unaufhörlich dieser Meltemi. Der Tavernen-Wirt meint heute Morgen, es sei Windstärke 8 und wir sollten keinesfalls weiterfahren. Das Frühstück gibt’s heute im WoMo, weil die Gefahr, dass plötzlich Tassen und alles, was zum Frühstück dazugehört, in die Luft geht, einfach zu groß ist. Obwohl es draußen vermutlich meterhohe Wellen hat, kann man hier in Strandnähe wunderschön Schwimmen, Schnorcheln und nach der gestrigen Gewalttour ist dieser durch diesen Wind auferlegte Ruhetag auch auszuhalten. Es gibt hier für uns Free-Camper keinerlei logistische Probleme. Wir haben eine Stranddusche, jederzeit Zugang zu der neu errichteten Toilette dieser Taverne. Heute Morgen um 08.00 Uhr kam der Bäcker und somit gibt’s hier auch täglich frisches Brot.

 

Nachmittags ist ein kleiner Spaziergang auf dieser Schotterpiste Richtung Plakias angesagt. Der Wind nimmt noch zu. Die wenigen Badeurlauber am Strand auf den Liegestühlen werden immer mal wieder von einer heftigen Böe, die dann in einen kurzen Sandsturm ausartet, überrascht.

 

Mit Marianne und Ludwig speisen wir abends wieder in unserer Taverne Paradis und heute Abend gibt’s eines meiner griechischen Lieblingsgerichte, nämlich frisch gemachte Mousaka, die vorzüglich schmeckt. Vangelis, der Tavernenwirt, macht uns wenig Hoffnung auf weniger Wind. Nach dem Wetterbericht im Fernsehen meint er, dass bis Freitagnachmittag dieser Wind anhalten wird. Gegen 11.00 Uhr geht’s mit der nötigen Bettschwere dann in unseren Alkoven und die Temperaturen sind, trotz dass tagsüber alle Fenster geschlossen werden mussten, noch erträglich, wenn man gelegentlich eines der Schlafzimmerfenster kurz mal öffnet.

 

Donnerstag, d. 23.06.2011

 

Gott sei Dank hatte Vangelis mit seiner Wetterprognose nicht Recht. Gegen Morgen hat sich der Wind gelegt. Er kommt jetzt wieder aus der normalen Richtung, nämlich vom Meer her. Noch vor dem Frühschwimmen musste ich für Vangelis, der selbst nicht so gern ins Wasser geht, drei Liegestühle aus dem Meer herausfischen. Zum Frühstück wiederum frisches Brot vom Bäcker und unter den Tamarisken haben wir nun auch wieder den Frühstücksplatz, den wir gewohnt sind.

 

Heute ist wieder Reisetag. Wir wollen ja noch einige unserer Lieblingsplätze Richtung Agia Galini aufsuchen und werden heute irgendwo bei Plakias unser nächstes Quartier aufschlagen. Hier bei der Taverne Paradis laufen die Vorbereitungen für eine große Party, wie Vangelis sagte. Am kommenden Samstag kommen hier 250 Gäste zu einem riesengroßen Fest mit Lifemusik anlässlich einer Taufe. So ist es halt eben in Kreta. Zu Hochzeiten kommen 1.000 bis 2.000 Gäste und schon bei einer Kindstaufe sind es ein paar hundert, die diesen Anlass feiern. Wir verabschieden uns von Marianne und Ludwig und dem freundlichen Tavernen-Ehepaar und die Fahrt geht über Rodakino, Sella, weiter nach Plakias, wo zunächst einmal im Supermarkt eingekauft wird. Wir treffen hier auf eine junge Familie aus Ohlsbach bei Offenburg, die hier in Plakias 14 Tage Pfingstferien verbringen. Wir steuern anschließend auf die Amoudi-Beach zu, einem Stellplatz direkt hinter dem Strand unter Tamarisken und hier wollen wir zunächst auch einmal bleiben. Zwei Wohnmobile sind bei unserer Ankunft vorne in der ersten Reihe und siehe da neben einem griechischen Wohnmobil ,die es nun ja überhaupt in Griechenland und natürlich nur ganz selten auf Kreta zu sehen gibt, steht ein altes österreichisches Fahrzeug, das Monika sofort bekannt vorkommt und wer steckt dahinter: Helmut GRÜNWALD, der Österreicher aus der Steiermark zusammen mit seiner Frau Uli, die wir letztes Jahr am Strand von Xerokampos kennengelernt und später dann auch noch mal hier in der Suda-Bucht westlich von Plakias getroffen haben. Es werden Erfahrungen ausgetauscht und am Abend werden diese zunächst bei einem Glas italienischem und anschließend bei einem Glas Spätburgunder Rotwein aus Buchholz nochmals vertieft. Die Bucht hier ist wunderschön zum Baden, heute auch absolut ungefährlich und auch gut besucht. Wir gönnen uns zwei Liegestühle mit Sonnenschirm für 5 Euro und verwerfen einen zunächst gefassten Plan, hier eine kleine Wanderung zu machen, insbesondere auch auf Grund der doch recht satten Temperaturen. Abends wird der Grill wieder mal ausgepackt und es gibt Käsewürste aus heimischer Produktion.

 

Freitag, d. 24.06.2011

 

Der Wind hier am libyschen Meer meint es dieses Jahr besonders gut mit uns. In der Nacht fängt’s wie schon vor zwei Tagen wieder an heftig zu blasen und so starker Wind ist immer auch mit etwas Staub verbunden und auch für heute wird umgeplant. Keine Radtour zum Preveli-Strand, sondern eine Wanderung um den Hausberg von Plakias. Dieser stürmische Wind kommt vom Land, so dass es keine Wellen gibt und in dieser geschützten Bucht das Schwimmen problemlos möglich ist. Monika macht die Einschränkung, dass wir hier eiskaltes Wasser hätten. Es ist tatsächlich frischer als wir es schon erlebt haben, was damit zusammenhängt, dass hier viel Süßwasser aus dem Meeresgrund austritt.

 

Die Wanderung rund um den Kalypso, so heißt dieser kleine Berg gegenüber der Bucht von Plakias, verläuft in manchen Bereichen auch recht stürmisch. Man muss sich an den Steinen festhalten, um nicht weggeblasen zu werden. Nach stark zwei Stunden sind wir wieder zurück und genehmigen uns in einer Taverne im benachbarten Damnoni-Beach diesen herrlich schmeckenden frisch gepressten Orangensaft. Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit im schattigen Wäldchen gibt’s auch heute Nachtmittag wieder für 5 Euro zwei Liegestühle mit Sonnenschirm. Den Frapée genehmige ich mir heute Nachmittag in der benachbarten Skinari-Bucht Richtung Osten. Dort wo wir letztes Jahr Raki-mäßig einmal ziemlich versumpft sind. Irgendwie sind die im letzten Jahr begonnenen Bauarbeiten ins Stocken geraten. Diese Taverne ist immer noch eine Baustelle und die letztjährige Euphorie unter den Betreibern scheint irgendwie nicht mehr so vorhanden zu sein. Woran das liegt, weiß ich nicht. Es hat oberhalb der Skinari-Bucht mehrere so genannter Bauruinen. Ich vermute es hängt mit finanziellen Problemen zusammen, dass hier so manches Projekt nicht zu Ende gebracht werden kann.

 

Abends geht’s mit Uli und Helmut aus der Steiermark in die Taverna Amoudi, ca. 500 Meter zurückgesetzt von der Bucht. Das gegrillte Lamm schmeckt nicht schlecht und auch der hauseigene Rotwein ist recht süffig. Der Wind hat wieder zugenommen und auch für morgen sind wieder laut Wetterbericht fünf bis sechs Windstärken vorausgesagt.

 

Samstag, d. 25.06.2011

 

Irgendwann in der Nacht hat sich der Wind gelegt, so dass sämtliche Fenster geöffnet werden können. Heute Morgen relativ windstill, so dass wir nach dem Frühstück unsere Radtour Richtung Preveli wohl in Angriff nehmen werden. Die Österreicher fahren heute weiter Richtung Chania und wie es bei uns dann weitergeht, schauen wir mal.

 

Die Radtour zum Preveli-Beach steht unter keinem guten Stern. Badesachen vergessen, Wanderschuhe zurückgelassen und dann noch ein Plattfuß bei Monika, ein so genannter Schleicher und Monika wundert sich auf dieser 5 Kilometer langen Schotterpiste von der Römerbrücke bis zur Nachbarbucht, dass es berghoch fast nicht mehr geht. Es ist zudem auch ziemlich heiß, so dass wir den Plan ändern und dann auf Asphalt zum Parkplatz oberhalb Preveli fahren, um von dort auf dem ersten Aussichtsplateau aus festzustellen, dass der Palmenwald schon noch vorhanden ist, aber die Spuren eines Brandes vom letzten Jahr sind noch sehr gut zu sehen.

Wir kehren um, fahren zurück Richtung Plakias, um an der Souda-Bucht bei der Taverne Galini mal zu sondieren, wie es hier mit Stellplätzen aussieht. Es ist kein Wohnmobil hier und unser letztjähriger Traumplatz wird gerade eingenommen von zwei Pkw’s. In der Taverne werden wir gleich wieder freudig begrüßt. Nach einer Stärkung mit einem Omelette-Spezial geht’s zurück zur Amoudi-Beach, wo es am Nachmittag dann absolut windstill ist und reger Badebetrieb herrscht. Mittlerweile stehen nun drei kretische Wohnmobile hier – so eine geballte kretische Wohnmobil-Macht habe ich auf Kreta in den drei Jahren noch nicht erlebt. Entwickeln sich die Kreter noch zum Wohnmobil-Volk? Ich denke trotzdem, eher nein. Direkt hinter unserem Stellplatz hat sich eine Großfamilie aus Rethimnon mit einem riesigen Zelt breit gemacht und es wird recht unruhig hier. Zwei Badeeinlagen, Süddeutsche Zeitung lesen in der Hängematte und dann steht gegen 17.30 Uhr der Entschluss: „Wir verlagern zur Taverne Galini, um dort direkt hinter dem Strand unter Tamarisken Quartier zu beziehen..

Wir treffen hier auf nette Österreicher aus Gmunden im Salzburger Land, wo wir vor 30 Jahren schon einmal Urlaub gemacht haben. Sie wohnen in Plakias in einem Hotel und laufen fast täglich diese drei bis vier Kilometer hierher zum Baden, weil es ihnen hier so gefällt. Abends gibt’s in der Taverne zunächst die gemischte Vorspeisenplatte, die uns letztes Jahr schon so gut geschmeckt hat. Für Monika dann Spaghetti-Carbonara und für mich frittierte Calamaris. Wir sitzen dann noch für ein halbes Kilo Weiswein mit den Österreichern zusammen, die gleich nach dem Baden hier ungeduscht in dieser Taverne ihr Abendessen eingenommen haben und gegen Mitternacht geht’s dann ins Bett. Es ist nach wie vor windstill und die Vorhersagen, am Sonntag würde es Windstärke 8 geben, können wir zunächst noch nicht so richtig glauben.

Ich habe heute Mittag auch in Igoumenitsa in unserem Ticket-Büro bei Linus Travel angerufen. Dort weiß man derzeit nichts über einen möglichen Streik in der kommenden Woche und man hat uns versprochen, uns rechtzeitig zu informieren, sollte ein Streik geplant und eine Umbuchung notwendig werden. Von den Österreichern haben wir gehört, dass irgendwo in einer Nachrichtensendung von einem Generalstreik nächste Woche Dienstag/Mittwoch die Rede sei. Hoffen wir es nicht.

 

Sonntag, d. 26.06.2011

 

Unsere Hoffnung, der Wetterbericht würde mit diesen Windmeldungen mal daneben liegen, hat sich leider Gottes nicht erfüllt. Bereits in der zweiten Nachthälfte begann es fürchterlich zu stürmen und jetzt, während ich vor dem Frühstück diese Zeilen diktiere, erleben wir einen Sturm, der glaube ich Windstärke 8 noch übertrifft. Das Baden im windumtosten Meer heute Morgen war ein besonderes Vergnügen und bei der Süßwasserdusche hat mich der aus der Schlucht herunterfallende Wind fast umgerissen. Es ist klar, an Weiterfahren ist bei diesen Windverhältnissen nicht zu denken, zumal es jetzt an der ganzen Südküste vermutlich keinen windgeschützten Platz gibt. Der Stellplatz an sich ist bei der Ausrichtung, wie unser WoMo steht, relativ schaukelfrei, so dass wir die zum Meer hin befindlichen Seitenfenster problemlos öffnen können. Frühstück gibt’s jedoch nun wieder einmal im WoMo. Schauen wir was der Tag heute noch so alles bringen wird.

 

Auch an Radtouren ist bei diesen Windstärken nicht zu denken. In der östlichen Ecke der Suda-Bucht ist es relativ windstill und dort im Bereich der FKK-Urlauber verbringen wir den Nachmittag. Zwischendurch gibt’s eine kleine Mahlzeit in unserer Taverne. Wir haben heute unablässlich Wind der Stärke 6 bis 8, recht böig und zunehmend von Tag zu Tag kälteres Wasser, weil dieser Landwind das warme Oberflächenwasser weit hinaustreibt auf das Meer Richtung Libyen und das kalte Tiefenwasser so an die Oberfläche kommt. Ich denke wir haben kaum noch 17 bis 18 °C. Von Radlern aus Athen, die wir tags zuvor schon mal getroffen haben erfahren wir, dass Dienstag/Mittwoch tatsächlich Generalstreik angesagt ist in Kreta und das macht uns unruhig, da wir eigentlich doch die Patras-Fähre am kommenden Donnerstagabend erreichen wollen. Es wird nochmals Kontakt aufgenommen mit Igoumenitsa und der Kommentar von Linus-Travel: „Bei Minoan Line weiß man noch nicht, wie man sich verhalten soll; beim letzten Generalstreik sind die Schiffe von Minoan Line gefahren. Wir gehen abends nochmals in unsere Taverne Galini, um dort wiederum fürstlich zu speisen und haben dann eine wirklich unruhige Nacht bei permanent stürmischen Winden. Monika hat mal für zwei Stunden den Alkoven verlassen, um Kreuzworträtsel zu lösen. Ich habe trotz allem relativ gut schlafen können und wache am Morgen erst auf, kurz bevor der Bäcker bei der Nachbartaverne auftaucht und es auch für uns frisches Brot gibt.

 

Montag, d. 27.06.2011

 

Nach dem Frühstück ist Aufbruch angesagt. Wir warten auf einen Rückruf von Linus-Travel, wo man uns mitteilen will, ob nun Minoan Line streikt. In Plakias wird eingekauft und dann geht die Fahrt Richtung Spili, bekannt durch diese 19 Brunnen, wo das Wasser aus Löwenköpfen herauskommt. Wir erfahren von Linus-Travel, dass Minoaan möglicherweise doch am Generalstreik, der an den kommenden zwei Tagen definitiv stattfinden soll, teilnehmen wird und somit ist für uns klar, wir buchen um und bereits heute Abend gibt es die Überfahrt Richtung Piräus. Es gibt noch einige stürmische Windböen auf der Fahrt zwischen Spili und Timbaki, wo es unser WoMo kurz mal um einen halben Meter versetzt. Bei Evangelia und Alfons wird das georderte Öl gebunkert. Wir bekommen dieses Jahr Olivenöl aus biologischem Anbau vom Bruder von Evangelia, der beim Verladen dabei ist und uns immer wieder versichert, dass keine „Pharmazia“ verwendet wurde. Er verwendet zur Düngung Hasenmist. Mit nochmaligem Schweißen unseres maladen Auspuffes wird es nichts. Die Verwandtschaft von Alfons hat zwar gegenüber zwei Werkstätte, beide verfügen über Schweißgeräte, aber beide Schweißgeräte sind momentan nicht funktionsfähig. Der eine hat kein Gas und beim anderen ist sonst etwas kaputt – vielleicht typisch griechisch? – Alfons versichert uns, dass wir mit dem Auspuff, nachdem wir zwei Gummis für die Aufhängung erneuert haben, bis nach Moskau fahren können und so sind wir beruhigt und hoffen, dass wir nach Hause kommen.

 

Mit Alfons geht’s nachmittags an seinen Hausstrand, wo das Wasser doch merklich wärmer ist als in Plakias und gegen 16.30 Uhr brechen wir von Timbaki auf Richtung Heraklion. Das Umbuchen vom 29. auf das heutige Datum ist kein Problem und anschließend, nach einem Bummel durch die Innenstadt von Heraklion, wo in einer netten Gasse gut gespeist wird, geht es zurück in den Hafen. Das Einschiffen heute Abend ist echt chaotisch. Wir haben’s so noch nicht erlebt. Man hat das Gefühl, dass halb Kreta die Insel verlässt und erst nach 21.00 Uhr lässt man uns dann auf das Schiff, das meines Erachtens proppevoll ist. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, dass Minoa Line wie man mir heute versichert hat, morgen und übermorgen definitiv nicht fährt, sondern sich am Streik beteiligen wird. Pünktlich um 22.00 Uhr verlassen wir Kreta und hoffen, in den kommenden drei Tagen auf dem Pelopones in schöner Umgebung den Urlaub 2011 ausklingen lassen zu können.

 

Ein Glas Rotwein an Deck, um dann, wie schon gewohnt, hinter der letzten Sitzreihe in einem der Pullmann-Sitz-Räume unser Nachtlager aufzuschlagen. Wenn man so durch die einzelnen Aufenthaltsräume geht stellt man fest, die Festos-Palace, so heißt unser heutiges Schiff, ist sehr gut gefüllt.

 

Dienstag, d. 28.06.2011

 

Wir sind morgens, gegen 05.30 Uhr, im Hafen von Piräus und weil ein vermutlich verpennter Lkw-Fahrer, der erst nach vier oder fünf Aufrufen, er möge endlich an sein Fahrzeug kommen, den Weg freigemacht hat, kommen wir etwas verspätet gegen 06.00 Uhr von Bord und fahren dann sogleich auf der breiten Ausfallstraße Richtung Korinth. Verkehrsmäßig läuft es noch sehr gut und wir sind noch vor 08.00 Uhr an unserem Frühstücksplatz in Diakofto, wo wir sogleich feststellen: „Das Wasser hier ist momentan um mindestens vier, fünf Grad wärmer, als am libyschen Meer in Kreta.

 

Ich hatte mit Bruno Kontakt aufgenommen und wir haben vereinbart, uns am Golden-Beach von Kastro-Kilini zu treffen, um dort am Donnerstag zusammen mit einem Badetag auf unser Fährschiff von Patras nach Venedig zu warten. Zuvor wollen wir jedoch nun noch einmal das extrem abwechslungsreiche Innere des Pelopones kennenlernen und unsere Fahrt geht dann von Diakofto nach Kalafrita. Allein schon diese Strecke ist atemberaubend und von dort fahren wir weiter Richtung Klitoria. Kurz vor Castelli fahren wir jedoch rechts weg Richtung Tripotama, Lambia, um dann irgendwann einmal nach ca. vier Stunden in Amaliada, schon wieder in Küstennähe, anzukommen. Unglaublich diese teilweise ausgesetzten Pass-Straßen. Vorsichtige Fahrweise ist angebracht, denn es kommen einem oft unverhofft riesengroße Schlaglöcher mit Durchmesser bis zu 50 cm und Tiefe bis zu 30/40 cm entgegen. Auch bei uns hat es einmal einen Schlag getan, so dass wir glaubten, eine Achse wäre gebrochen. Gott sei Dank war’s dies nicht. Die Folgen so eines Schadens in dieser Region wären nicht so sonderlich angenehm. Man fährt durch landwirtschaftlich genutzte Gebiete, ähnlich wie im Schwarzwald; man trifft auf Tannen; fährt an Mähdreschern vorbei; die Heuernte ist teilweise im Gange und man kommt dann aber relativ schnell wieder in Regionen, wo kaum was wächst und abenteuerlich sind jeweils die Durchfahrten durch die Dörfer, wo es immer recht eng zugeht.

Von Amaliada aus sieht man bereits Kastro mit seiner Burganlage und gegen 16.00 Uhr sind wir am Stellplatz rechts vom Camping Melissa, dort wo früher Nakos seine Kantina hatte. Nakos ist nicht mehr da; diese Katnina ist weg, aber auf dem Platz stehen bei unserem Eintreffen über 20 Wohnmobile. Die erste Reihe ist komplett vergeben, aber es gibt ja noch eine Alternative. Von Kastro kommend beim Robinson-Club links abbiegen, der Straße folgen und man kommt auf einen wunderschönen Platz direkt hinter den Dünen, teilweise Wiese, Tamarisken als Schattenspender und hier stehen bei unserem Eintreffen nur drei Wohnmobile und wir finden eine herrliche Nische unter Tamarisken und unser holländischer Nachbar klärt uns sofort über das Wichtigste auf. Am Strand gibt’s eine Dusche mit Wasser mit separatem Wasserhahn. Weiterhin gibt’s eine Kantina am Strand und eine durchgehend geöffnete Toilettenbox, wo Camper ihre Toiletten entsorgen können. Dann kommt der Bäcker jeden Tag hierher und der Strand hier am Golden Beach, der gleiche wie am anderen Stellplatz, ist vom allerfeinsten. Es hat leichten Wind und somit leichte Dünung. Für Monika heute ihrer Meinung nach noch etwas zu viel Dünung. Sie hat Angst vor diesen Wellen.

Noch bevor wir wussten, dass wir streikbedingt früher Kreta verlassen müssen, haben wir in Plakias Fleisch, Schweinekoteletts, zum Grillen gekauft. Diese gibt’s heute Abend. Dazu Monika’ s berühmter Spaghetti-Salat. Auch Gurken/Tomatensalat darf nicht fehlen und mit eisgekühltem „White-Wine“ aus Kreta abgerundet ein vorzügliches Abendessen. Wir erleben hier heute einen grandiosen Sonnenuntergang am Meer. Die Sonne verschwindet zwischen den Inseln Zakintos und Kefalonia und es ist ein gewaltiges Bild hier an diesem Dünenstrand, dieses Spektakel zu erleben. Die Nacht ist ruhig , man hört lediglich das monotone gleichmäßige Rauschen des Meeres und man kann hier hervorragend schlafen.

 

 

 

Mittwoch, d. 29.06.2011

 

Heute genießen wir die herrliche Atmosphäre hier auf diesem ruhigen, windgeschützten Stellplatz am Golden Beach. Nach ausgiebigem Frühstück und netten Gesprächen mit unseren holländischen Nachbarn ist eine kleine Radtour angesagt. Es geht zunächst nach Loutra Kilini, zu dem was dort von einst bekannten römischen Schwefelbädern übrig blieb. Es gibt immer noch eine Quelle und viele Touristen, die sich hier mit diesem schwarzen Schlamm einbalsamieren, weil dies angeblich gesund sein soll. Wir fahren von dort an der Küste weiter Richtung Süden bis nach Glifa, um von dort dann in einem Bogen über Kastro wieder an unseren Strand zu kommen. Es sind 30 Kilometer mit ungefähr 350 Höhenmetern. In Kastro gibt’s einen frisch gepressten Orangensaft und nachmittags ist dann bei hoher Dünung Baden angesagt.

 

Gegen 17.00 Uhr stoßen wie zuvor verabredet Germana und Bruno, unsere Tiroler Camper-Freunde, die wir vor einigen Jahren genau hier am Golden-Beach kennengelernt haben, hinzu. Ein Begrüßungssekt aus heimischen Erzeugnissen, nochmals ausgiebiges Baden und dann geht’s abends zusammen in eine zu einem Hotel gehörende Taverne unweit vom Robinson-Club, wo wir wirklich hervorragend speisen; nicht ganz billig, aber gut. Ein kleiner Absacker am WoMo und dann geht’s schon reichlich nach Mitternacht ins Bett. Morgen wollen wir hier nur noch baden, faulenzen, die Highlights unserer diesjährigen Tour mit den Österreichern austauschen und dann ist ja schon die Rückreise angesagt.

 

Donnerstag, d. 30.06.2011

 

Der Tag beginnt mit Schwimmen; heute weniger Dünung als gestern. Bei einem anschließenden Barfuß-Strandlauf zusammen mit der sehr sportlichen Germana und ihrem Bruno habe ich mir eine äußerst schmerzhafte Achillessehnenreizung zugezogen. Zum Frühstück gibt’s heute noch einmal aus Monika’s Küche ein feines Omelette-Spezial und dann ist für den Rest des Tages bis zur Abfahrt gegen 17.00 Uhr baden angesagt. Es ist momentan traumhaftes Wetter hier am Golden-Beach und diese Schattenplätze hinter den Dünen sind sehr angenehm.

 

In Kastro wird noch das nötigste eingekauft und dann geht’s über die New-National-Road in etwas mehr als einer Stunde nach Patras, wo wir im Hafen unsere Fahrzeuge abstellen, um dann zu Fuß in der quirlligen Innenstadt etwas zu essen. Wir haben in den ganzen vier Wochen Griechenland-Urlaub noch nie so viele Menschen auf der Straße, in Cafes gesehen, wie heute Abend in Patras. Es herrscht durchweg eine fröhliche Stimmung und zumindest heute Abend ist hier in der Fußgängerzone von Patras nichts zu spüren von diesen aktuellen Schwierigkeiten, die dieses schöne Urlaubsland hat.

 

Gegen 22.00 Uhr sind wir wieder im Hafen und ungefähr eine Stunde später an Bord der Olympia-Palace. Wir haben fast den identischen Platz wie bei der Herfahrt und mit einem kühlen Bier aus österreichischen Beständen warten wir auf die Abfahrt, die dann pünktlich um Mitternacht auch erfolgt und mit der nötigen Bettschwere geht’s kurz danach auch zum Schlafen.

 

Freitag, d. 01.07.2011

 

Zum ersten Mal wach werde ich morgens gegen 07.00 Uhr, als das Schiff in Korfu anlegt. Ungefähr eine Stunde später sind wir in Igoumenitsa und unser Deck ist nun voll. Bei sonnigem Wetter und ruhiger See geht’s nun heute über die Adria Richtung Venedig. Zunächst ist jedoch erst einmal ein gemeinsames Frühstück mit Germana und Bruno in unserem WoMo angesagt und es wird uns heute auf diesem ziemlich großen Fährschiff sicherlich nicht langweilig werden.

 

Der Tag vergeht wie im Flug. Lesen, Sonnenbaden an verschiedenen Decks zwischendurch einen Salat für den kleinen Hunger und abends wird beschlossen, nicht ins Restaurant zu gehen. Es gibt in Wölfle’s WoMo eine Pasta-Party mit Pesto-Basilikum, Pesto-Rosso und Bolognese-Sauce vom WINTERHALTER und dazu einen feinen gemischten Salat, perfekt zubereitet von Bruno und was wäre dies alles ohne den dazu passenden Vino Rosso.

Völlig gesättigt und mit dem Tag zufrieden geht’s gegen Mitternacht ins Bett und unser Urlaub geht zu Ende.

 

Samstag, d. 02.07.2011

 

Wir erreichen gegen 09.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit Venedig und obwohl dies nun unsere 10. Einfahrt frühmorgens ist: Es ist immer wieder faszinierend. Es gibt eine herzliche Verabschiedung von Germana und Bruno, die nach 420 Kilometern zu Hause in Gramsach in Tirol sein werden. Wir haben 670 Kilometer über Mailand, San Gotthardo und hoffen gegen Abend wieder in unserem auch wunderschönen Elztal zu sein.

Kreta 2011 war wiederum ein äußerst gelungener Urlaub.

Wir hatten dieses Jahr vielleicht etwas zu viel Wind für unsere Verhältnisse, da dadurch gerade unsere Aktivitäten, nämlich das Radeln, doch arg eingeschränkt wird. Wir haben wieder viel Neues gesehen, viele Menschen kennengelernt, wiederum vieles über diese Insel und ihre Probleme erfahren. Dieser Generalstreik hatte im Nachhinein betrachtet auch etwas sehr positives für uns. Wir hatten noch zwei tolle gemeinsame Tage mit den Österreichern und die Fahrt durch den gebirgigen Pelopones wird uns auch noch lange in Erinnerung bleiben. Wir sind auf Kreta ungefähr 1.400 Kilometer mit dem WoMo durch die Insel gefahren.

 

Wir haben mit der Psiloritis-Besteigung und der Ardena-Schluchtenwanderung für uns sicherlich nachhaltige Wanderungen gemacht und sind mit unseren Rädern insgesamt ca. 260 Kilometer bergauf/bergab gefahren.

 

Das war sicherlich nicht unser letzter Kreta-Urlaub.

 

 

 

 

Gerhard Wölfle